L&D-Verantwortlichen wird in diesem Jahr einiges abverlangt: Aus der Chefetage kommen Anforderungskataloge immer größeren Umfangs, das Angebot an Lerntechnologien, mit denen sich diese Erwartungen erfüllen ließen, kommt in geradezu unerschöpflicher Vielfalt daher. Kein Wunder also, dass sich angesichts dieser Herausforderungen zunehmend schwerwiegende Wachstumsschmerzen einstellen:
- Geringes Engagement von Lernenden
- Mangel an personalisierten Lernangeboten
- Offene Skill-Gaps
So gelingt es dann auch eher schlecht als recht, eine klare Verbindung zwischen L&D und Geschäftsergebnissen herzustellen. Tatsächlich sind die meisten dieser L&D-Schmerzpunkte jedoch nur Symptome eines systemischen Problems von größerem Ausmaß: einem zu unbeweglichen, eingeschränkten Lerntechnologie-Ökosystem.
Genau dort findet sich also auch der beste therapeutische Ansatzpunkt. Wie ein von Vernetzung, Vielfalt und Offenheit geprägtes Ökosystem dazu beitragen kann, beleuchten wir im Folgenden.
Was ist ein Lernökosystem?
Diese so wichtige Frage gilt es freilich zuallererst zu beantworten. Sofern Sie die Definition bereits kennen (oder selbst im Lernökosystem aktiv sind), können Sie den nachfolgenden Teil überspringen.
Zu den zentralen Elementen eines Lernökosystems gehören Lernende und Lerninhalte, Technologie und die Lernkultur, die hinter alldem steht. Spielen diese Elemente harmonisch zusammen, entsteht ein umfassendes Lernumfeld, das von der Einstellung bis zum Ausstand sämtliche Aspekte des Lebenszyklus Ihrer Mitarbeitenden abdeckt. Technologie bildet dabei das Verbindungsglied, an dem sich ablesen lässt, inwieweit Ihre Prozesse und Lösungen die wichtigsten Lernanforderungen Ihres Unternehmens erfüllen.
Etwas grundlegend Neues ist all dies jedoch nicht; Degreed und diverse andere Akteure aus dem Lernumfeld thematisieren das Lernökosystem schon seit Jahren. Dennoch sehen sich noch immer viele L&D-Teams mit den Problemen konfrontiert, die mit einem inkohärenten, wenig vielfältigen und von Einschränkungen geprägten Lernökosystem einhergehen.
Problem Nr. 1: Geringes Engagement von Lernenden
Nachlassendes Engagement seitens Lernender steht häufig im Zusammenhang mit einem inkohärenten, unstrukturierten Lernökosystem.
Der Markt für Lerntechnologien ist schwer durchschaubar und bildet ein geradezu chaotisches Geflecht verschiedenster Angebote – ein Umstand, der sich leicht auf Ihren eigenen Tech-Stack übertragen kann. Beinahe täglich treten neue Tools, Plattformen und Anbieter auf den Plan, was die Integration zusehends zur Herausforderung geraten lässt. Denn holen Sie sich immer wieder neue Inhalte und Anbieter ins Boot, um spezifische Problemstellen anzugehen, entsteht ein zunehmend planloses Gebilde ohne jegliche Struktur: Durch immer neue Ressourcen, die ohne eine Methodik zur Organisation und einfachen Steuerung auf einzelne Problempunkte angesetzt werden, kommt letztlich das sprichwörtliche Zuviel des Guten zum Tragen.
Nehmen Sie hierzu nur einmal an, Sie hätten vier unterschiedliche Lerntechnologien im Einsatz, dann müssten Ihre Mitarbeitenden in jede einzelne davon ihre aktuellen Skill-Sets eingeben. Inwieweit sie dazu motiviert sein dürften, ihr Profil in vier unterschiedliche Tools einzupflegen, kann man sich vorstellen. Zumal sich der Eingabeprozess sehr wahrscheinlich je nach Tool unterschiedlich gestaltet, ebenso wie die Skilltaxonomie. Derart fragmentierte Tools oder Inhalte bedeuten also ein wenig ansprechendes Erlebnis für Mitarbeitende. Infolgedessen wird auch ihr Engagement wenig positiv ausfallen.
Lösung: Vereinfachung und Vernetzung Ihres Ökosystems
Wie aus Studien hervorgeht, sind Mitarbeitende durchaus zum Lernen und Upskilling motiviert. Wenn sie sich nur wenig dafür engagieren, hängt dies also damit zusammen, dass ihnen bestimmte Hürden im Wege stehen. So mangelt es häufig an Zeit und Geld, der Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten ist unzureichend oder die damit verbundene Lernerfahrung ist zu komplex und undurchschaubar.
Die Lernerfahrung gestaltet sich logischerweise am einfachsten, wenn unterschiedliche Lerntechnologien „die gleiche Sprache sprechen“ und Daten nahtlos untereinander austauschen. So kann ein vernetztes Ökosystem entstehen, in dem von Skill-Sets und Skilltaxonomien bis hin zum allgemeinen Lernfortschritt sämtliche Daten über alle Technologieplattformen und Tools hinweg ausgetauscht werden. Daten, die etwa im Rahmen des Einstellungsprozesses erfasst wurden, werden so direkt an andere Plattformen übertragbar – ein völlig neues, für alle Beteiligten herausragendes Erlebnis.
Eine zielführende Strategie auf dem Weg dorthin führt über die Wahl der passenden Technologieanbieter. Im Hinblick auf eine Learning Experience Platform (LXP) wäre hierbei etwa als Mindestkriterium anzusetzen, dass diese die Suche wie auch die Nutzung sämtlicher Lerninhalte an zentraler Stelle zusammenführt – ganz gleich, ob das Material intern erstellt, als Premium-Inhalt von externen Anbietern erworben oder kostenlos aus dem Internet bezogen wurde. Zum engsten Kreis Ihrer Partner sollten also solche gehören, mit denen sich Ihr Ökosystem effektiv vereinfachen lässt.
Auf die spezifischen Verfahrenstechniken, mit denen Sie Ihr aktuelles Lernökosystem engmaschiger vernetzen und dabei offener, vielfältiger und flexibler gestalten können, gehen wir detailliert in unserem kostenlosen Whitepaper Aufbau Ihres Ökosystems für Lerntechnologien ein.
Problem Nr. 2: Unzureichend personalisierte Lernerfahrungen
Wenn es um stärker personalisierte Lernangebote geht, ist Diversifikation des Lerntechnologie-Ökosystems das Gebot der Stunde.
Wie etwa der Fosway-Analyst David Perring in diesem Artikel treffend bemerkt, nimmt der Bedarf an besseren, stärker personalisierten Lernangeboten in ungebremstem Tempo zu. Diesem gerecht zu werden, fällt L&D-Teams jedoch zunehmend schwerer. Denn dazu gilt es, diverse Lernanforderungen zu erfüllen – von der Bereitstellung zielführender Lerninhalte und flexibler Plattformen bis hin zur Fähigkeit zur Anpassung an unterschiedliche Lernpräferenzen.
Lösung: Diversifikation Ihres Ökosystems
Die Umsetzung stärker personalisierter Lernerfahrungen mag auf den ersten Blick komplex und kostspielig erscheinen, erfordert im Kern aber nicht mehr als eine Diversifikation Ihres Ökosystems. Im Klartext bedeutet dies, bestehende Lücken zu schließen, die Ihr Ökosystem im Hinblick auf Technologie-Tools, -Plattformen und -Anbieter aufweist. Zu mehr Personalisierung kann dabei Technologie beitragen, die sämtliche Kanäle und Wege unterstützt, die Lernende zum Skillaufbau nutzen möchten. Abhängig von den jeweiligen Anforderungen Ihres Unternehmens kann dies etwa die Implementierung adaptiver Lernplattformen erfordern oder auch die Integration von Daten, die Umsetzung von mobilem Lernen, Gamification, virtueller Realität und anderen Angeboten zur Wissensvermittlung.
Problem Nr. 3: Offene Skill-Gaps
Um Skill-Gaps im Unternehmen zu schließen, gilt es zuallererst, Lücken im Lerntechnologie-Ökosystem zu adressieren.
Eine häufige Herausforderung besteht darin, Skill-Gaps auf Unternehmensebene oder auch spezifisch für einzelne Fachbereiche zu identifizieren. Sie zu schließen ist folglich ein ebenso schwieriges Unterfangen, für das Unternehmen in der Vergangenheit häufig auf den Arbeitsmarkt zurückgriffen. Dass die Akquise externer Talente angesichts des hohen damit verbundenen Kosten- und Zeitaufwands wenig nachhaltig ist, belegen jedoch diverse Studien. Und so sehen Unternehmen inzwischen zunehmend von diesem Ansatz ab und setzen stattdessen auf interne Reskillings, Ausschreibungen für Auftragsarbeiten oder Praktika.
Umfassendes Upskilling und Reskilling wird damit zur kritischen Lernanforderung, für deren Erfüllung man in der Unternehmensführung den Bereich L&D in die Pflicht nimmt. Wie David Perring von Fosway im bereits zitierten Artikel feststellt, werde dabei die Umsetzung „skillbasierter Organisationsstrukturen“ angestrebt, was sich auch in einer zunehmenden Orientierung des Marktes für Lernplattformen in diese Richtung widerspiegelt. Die meisten bestehenden Lerntechnologie-Ökosysteme – so lässt sich daraus ableiten – fallen also zurück, wenn es um umfassendes Upskilling und Reskilling geht.
Tatsächlich sind die meisten Ökosysteme auf Grundlage konventioneller Lerntechnologien nur auf die Onboarding-Phase, Leistungstrainings und den Aufbau grundlegender Skills ausgelegt. Kritisch sind diese Lernanforderungen zwar durchaus, doch vollständig abgedeckt sind sie erst mit Technologielösungen, die darüber hinaus auch zur Stärkung des Mitarbeiterengagements sowie zur Umsetzung von umfassendem Upskilling und Reskilling beitragen.
Lösung: Noch mehr Diversifikation
Erfüllen lassen sich diese Anforderungen am besten anhand von langfristig angelegten Programmen, die gemeinsames und projektbasiertes Lernen fördern. Viele Expert:innen aus dem L&D-Bereich, darunter etwa auch Josh Bersin, bezeichnen entsprechende Programme zum Skillaufbau als Talentakademien, Kompetenzakademien oder auch einfach Akademien. Entscheidend ist auch hier wieder die Wahl der passenden Tools, Plattformen und Anbieter: Eine Lösung, die diverse Anbieter zusammenführt, eignet sich am besten für umfassenden Skillaufbau.
Problem Nr. 4: Schwer umsetzbare Diversifikation und Erweiterung von Lernerfahrungen
Haben Sie Problemstellen in Ihrem Ökosystem erkannt und können diese aber nur schwer beheben, liegt das Problem sehr wahrscheinlich im System selbst – einem restriktiven System.
Angenommen, Sie möchten eine neue Gamification-App in Ihr Ökosystem einbinden und treten dazu mit einer Reihe hervorragender Optionen an Ihre LMS-, LXP- oder andere wichtige Anbieter heran, um sich über Möglichkeiten zur Integration zu erkundigen: Vertröstet man Sie dort auf einen späteren Zeitpunkt oder erteilt Ihnen direkt eine Absage, haben Sie das Problem eines restriktiven Ökosystems.
Lösung: Zusammenarbeit mit offenen Anbietern
Viele Anbieter schreiben sich zwar Offenheit auf die Fahne, sind in puncto Integrationen (z. B. Flat-File-Feeds, Webhooks oder APIs) aber eingeschränkt oder verfügen nur bedingt über Kapazitäten, das Spektrum durch Neuentwicklungen zu erweitern. Innerhalb der Ökosysteme dieser Anbieter können also auch Sie nur eingeschränkt agieren. Trifft das auf Ihre Anbieter zu, sollten Sie sich nach Alternativen umsehen, bei denen die Integration anderer Lerntechnologien und spannender neuer Lösungen nachweislich vorangetrieben wird.
Evaluieren lässt sich dies einfach durch einen kurzen Blick darauf, wie viele Integrationen ein Anbieter über die Jahre entwickelt hat. Achten Sie dabei nicht nur auf Inhaltsanbieter, sondern auch darauf, welche Lösungen rund um HCM, LMS, die Erfassung und Auswertung von Talentdaten sowie Karrieremarktplätze sich integrieren lassen. Je weniger restriktiv ein Anbieter ist, desto weiter reichen diese Möglichkeiten über das klassische Lernökosystem hinaus auf den breiter gefassten HR-Tech-Stack.
Schmerzfrei zum nächsten L&D-Level
Beim Blick auf Ihre L&D-Problemstellungen aus ganzheitlicher Perspektive werden Sie feststellen, dass die meisten Schmerzpunkte letztlich auf Ihr Lernökosystem bzw. die Einschränkungen desselben zurückzuführen sind – ganz gleich, ob es um ein Überangebot an Optionen, lückenhafte Personalisierung, geringes Engagement von Lernenden oder eine erschwerte Skillentwicklung geht. Daher gilt es, den Schmerz an der Wurzel zu packen und Ihr Ökosystem vernetzter, vielfältiger und offener zu gestalten. Auf diese Weise werden Sie das Problem unmotivierter Lernender beseitigen, personalisiertes Lernen voranbringen und so auch sämtliche Skill-Gaps schließen, die Ihr Unternehmen zu beklagen hat.
Präzise Methodiken und praktische Tipps dazu, wie Sie Ihr Lerntechnologie-Ökosystem entsprechend ausrichten, finden Sie in unserem Whitepaper.