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3 Fehler, durch die Sie Ihr Bildungsbudget verschwenden

Mit Bildungsbudgets ist es so eine Sache, verschwenden sie sich doch so leicht, dass es geradezu trügerisch ist. Das mag daran liegen, dass L&D-Verantwortliche Weiterbildung – ganz gleich, um welches Thema es geht oder wie praxisorientiert sie ist – als etwas Gutes ansehen. Und ja, Weiterbildung ist gut. Vor dem Hintergrund immer knapper bemessener Budgets und wachsender Skill-Lücken können es sich Unternehmen jedoch nicht leisten, einfach nur gut oder nützlich zu sein. Sie müssen Weiterbildung darauf fokussieren, was sie am dringendsten benötigen.  

Das Problem liegt in einer falschen Ausrichtung. Allzu oft geben Unternehmen Geld für Lernmaßnahmen aus, die zwar zu einem gewissen Grad etwas Gutes bewirken, aber nichts mit ihren drängendsten Anforderungen zu tun haben. Bei der Ausrichtung ihrer Lernbudgets unterlaufen Unternehmen in der Regel drei Fehler – Kardinalfehler, die Sie tunlichst vermeiden sollten.

Man muss die eigenen Lernziele kennen

Wo genau mangelt es Unternehmen an Ausrichtung, wenn sie ihre Bildungsbudgets einsetzen (und schließlich verschwenden)? Um eine Antwort darauf zu erhalten, müssen sich L&D-Verantwortliche drei Punkte vor Augen führen: 

  • Das Bildungsbudget, das ihnen jährlich zur Verfügung steht
  • Den Effekt, den Weiterbildung erzielen muss
  • Das Zeitfenster, in dem dieser Effekt erzielt werden soll

Die meisten, die das hier lesen, werden wissen, wie viel Bildungsbudget ihnen zur Verfügung steht. Dieser Punkt ist so fundamental, dass ihn wohl niemand vergessen wird.

Dass Lerninitiativen schiefgehen, ist in der Regel auf den zweiten oder dritten Punkt zurückzuführen. An dieser Stelle sind Vermutungen fehl am Platz. Verlassen Sie sich dabei weder auf Ratespiele noch darauf, was Ihnen die Chefetage vor zwei Wochen gesagt hat. Und geben Sie sich nicht mit weichgespülten oder vagen Zielen zufrieden. Setzen Sie sich nochmals mit anderen Führungskräften zusammen, um genau die Lernaspekte zu ermitteln, an denen Ihr Unternehmen ansetzen muss, um den Betrieb am Laufen zu halten und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.  

Oder noch besser: Erfassen Sie Daten, analysieren Sie sie. Gehen Sie Ihre Untersuchungen zu aktuellen und zukünftigen Skill-Lücken sowie zu anderen kritischen Lernbedürfnissen, auf die Sie weiterhin reagieren müssen, mit der Unternehmensführung durch. Erstellen Sie eine Liste – je spezifischer, desto besser. (Um der Führungsebene zu verdeutlichen, wie detailliert Ihre Liste sein muss, können Sie sich am nachfolgenden Beispiel orientieren). 

Beispiel für Lernziele

Mit einem jährlichen Bildungsbudget von 25.000 US-Dollar beabsichtigt Ihre Führungsebene Folgendes:
– Onboarding von fünf neuen Mitarbeitenden 
– Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Produkts, indem zwei Mitarbeitende innerhalb der kommenden sechs bis acht Monate ihre Blockchain-Kenntnisse vertiefen 
– Kuratierung eines jährlichen Leadership-Programms für fünf vielversprechende Führungskräfte.

Fehler Nr. 1: Fehlausrichtung von Lernressourcen

Setzen Sie Ihr Budget für kritische Lernbedarfe ein? 

Lernen ist nicht gleich Lernen. Denn wie sich Mitarbeitende beispielsweise mit neuen Sicherheitsrichtlinien vertraut machen, unterscheidet sich davon, wie sie einen neuen Skill erlernen. Je nach Art des Lernens braucht es andere Ressourcen und fällt der Zeitaufwand unterschiedlich aus. Wird dies nicht erkannt, resultiert dies in einer Verschwendung von Budgets.

Effizienter können Sie Ihre Bildungsbudgets einsetzen, wenn Sie die verschiedenen Arten des Lernens, die Ihr Unternehmen benötigt, voneinander abgrenzen. Um Ihre Budgetplanung zu vereinfachen, sollten Sie Ihre Ausgaben nach drei Kategorien von Lernerlebnissen unterteilen, die für die Weiterbildung Ihrer Mitarbeitenden entscheidend sind: 

  • Grundlegende Schulungen
  • Lernen im Arbeitsalltag
  • Gezielter Skillaufbau

Wie in der nachfolgenden Grafik zu sehen, sind die Lernumgebungen, der Zeitaufwand und die Ressourcen, die diese Kategorien erfordern, jeweils unterschiedlich. So können etwa Schulungen in großen Gruppen anhand kurzer, häppchenweise vermittelter Inhalte durchgeführt werden, wohingegen wohl kaum jemand innerhalb von 10 bis 15 Stunden Python erlernen wird. Jede dieser drei Lernerfahrungen ist für Unternehmen entscheidend, allerdings ist jedes Unternehmen einzigartig. Daher gilt es für Sie, Ihr Budget darauf zuzuschneiden, dass Ihren Mitarbeitenden damit die passenden Ressourcen für die richtige Art von Lernen zur Verfügung gestellt werden.

Hat bei Ihnen die Skillentwicklung oberste Priorität, sollten Sie Ihre traditionellen Ressourcen auf den Prüfstand stellen. Angesichts wachsender Skilldefizite gewinnt die Entwicklung von Skills täglich an Bedeutung. Entsprechende Lücken zu schließen stellt also einen kritischen Lernbedarf dar. Viele der traditionellen Lernprogramme und -ressourcen sind jedoch nicht in der Lage, diesen zu decken. Und so wird die häufigste Art und Weise, wie Unternehmen in den kommenden Jahren ihre Bildungsbudgets verschwenden werden, zweifelsohne darin bestehen, in veraltete Lernprogramme zu investieren und dabei zu erwarten, dass sich die Entwicklung von Skills weiterhin so gestaltet wie bisher. Tappen Sie nicht in diese Falle! 

Ein häufiger Fallstrick: Skillentwicklung mittels kostspieliger Lizenzen für Lerninhalte

Eine der beliebtesten Methoden zur Förderung der Mitarbeiterentwicklung besteht in der Bereitstellung von unternehmensweitem Zugang zu Ressourcen wie LinkedIn Learning. Ressourcen wie diese haben ihre Zeit, ihren Ort und ihren Zweck – die Entwicklung von Skills gehört jedoch nicht dazu. Wenn ein großer Teil Ihres Budgets in eine teure Inhaltslizenz fließt, werden einige Schulungen zu kurz kommen. So könnten sich etwa sechs bis zehn Kurse im Umfang von jeweils ca. 10 Stunden für ein Mitglied Ihres Entwicklerteams als nützlich erweisen. Um jedoch das Schreiben von Code in einer neuen Programmiersprache zu lernen, reicht dies womöglich nicht aus.

Eine bessere Lösung

Wenn Skills das Ziel sind, sollten Sie Ihr Budget nicht für eine Inhaltslizenz einsetzen, sondern für spezialisierte Inhalte und skillbasierte Programme mit Fokus auf praxisrelevanten Qualifikationen. Investieren Sie in intensive Lernerlebnisse mit festen Zeitvorgaben wie Bootcamps, Zertifizierungsprogramme und Akademien, in deren Rahmen Inhalte angeboten werden, die sich auf die von Ihnen benötigten Skills konzentrieren.

Fehler Nr. 2: Schlecht genutzte Zeit

Verschwenden Sie Ihr Geld für Lernprogramme, die zu lange dauern? 

Die heutige Arbeitswelt dreht sich so schnell, dass Unternehmen immer stärker im Blick behalten müssen, wie viel Zeit ihre Lernprogramme in Anspruch nehmen. Oder klarer ausgedrückt: Manche Lernprogramme dauern schlichtweg zu lange, als dass sie für Sie oder Ihre Mitarbeitenden den nötigen ROI liefern könnten. Dies gilt insbesondere für die beliebten Programme, z. B. für Hochschulabschlüsse, deren Kosten erstattet werden, deren Absolvierung aber Jahre dauert. 

Wie kommt es zu diesem Tempowechsel? Nun, technologische Entwicklungen schreiten mit einer nie dagewesenen Dynamik voran, wodurch sich die „Lebensdauer“ von Skills verringert. So wurde die Halbwertszeit beruflicher Qualifikationen einem Bericht von IBM zufolge in der Vergangenheit noch auf 10 bis 15 Jahre geschätzt, liegt heute aber nur noch bei rund fünf Jahren – und fällt bei technischen Fähigkeiten sogar noch kürzer aus. In den Zeiten, als Skills ihre Aktualität noch fast ein Jahrzehnt behielten, konnten es sich Unternehmen noch leisten, in Lernprogramme zu investieren, die auf mehrere Jahre ausgelegt waren. Heute lohnt es sich finanziell jedoch nicht, Jahre in die Entwicklung von Skills zu investieren, die schon kurz darauf wieder veraltet sein werden. 

Weniger Zeit haben jedoch nicht nur Unternehmen, sondern auch Mitarbeitende. Ein Blick auf die Lebensläufe von Mitarbeitenden in der Tech-Branche zeigt: Es ist für sie nicht unüblich, alle zwei Jahre das Unternehmen zu wechseln. Und das gilt nicht nur für Angestellte der Tech-Branche. So ist die Zeit, die Mitarbeitende im Schnitt bei einem Unternehmen bleiben, etwa in den USA anhaltend rückläufig: Zwischen 2012 und 2022 ist sie um 11 % gesunken, von durchschnittlich 4,6 Jahren auf 4,1 Jahre. Mitarbeitenden, die Ihnen nur für ein paar Jahre erhalten bleiben, können Sie mit einem Lernprogramm, das erst nach Jahren zu Ergebnissen führt, also nicht die Fähigkeiten vermitteln, die sie und Ihr Unternehmen benötigen.  

Ein häufiger Fallstrick: Investition in langwierige Studienprogramme für eine schnelle Skillentwicklung

Programme zur Rückerstattung von Studiumskosten gehören zu den beliebtesten im Corporate-Learning-Kontext. Den Zeitplänen, in denen viele Unternehmen Skills entwickeln möchten, werden diese Programme jedoch nicht gerecht. Wenn es bei Ihnen gilt, Skilldefizite schnellstmöglich zu beheben, sollten Sie nicht in ein mehrjähriges Programm investieren, dass mit hohen vierstelligen Beträgen pro Jahr zu Buche schlägt. Das kostet nicht nur viel Geld und Zeit, die Sie vielleicht nicht haben, sondern ein Abschluss ist auch keine Garantie für praxistaugliche Fähigkeiten.

Eine bessere Lösung

Setzen Sie Ihr Budget nicht für die Rückerstattung von Studiumskosten ein, sondern für kürzere Programme mit Fokus auf berufsrelevanten Fähigkeiten. Alternativen wie Bootcamps, Zertifizierungsprogramme und Akademien nehmen weniger Zeit in Anspruch und reduzieren den Arbeitsaufwand der Mitarbeitenden, da sie häufig im Arbeitsalltag absolviert werden können.

Fehler Nr. 3: Falsche Skalierung

Schreiben Sie übermäßig viele allgemein gehaltene, teure Lernressourcen vor, die für alle gleich sind? 

Ganz leicht verschwenden Sie ihr Bildungsbudget auch dadurch, großumfänglich Geld in unternehmensweiten Zugang zu den falschen Lernressourcen zu stecken. Viele SaaS-Unternehmen locken heute mit Rabatten für eine standortweite Lizenz. Mit diesen Angeboten lässt sich eimerweise Geld sparen, allerdings sind diese Eimer mitunter undicht. 

Unternehmensweite Lizenzen sind nicht gerade günstig. Daher braucht es eine hohe Nutzungsrate, damit Sie die Kosteneinsparungen auch wirklich realisieren können. Geht es um ein Tool, etwa Zoom, das täglich von allen Mitarbeitenden genutzt wird, werden Sie mit einer unternehmensweiten Lizenz Geld sparen. Je nach Lernressource oder -programm reicht die Nutzung mitunter jedoch nicht aus, um Ihre Mitarbeitenden effektiv einzubinden oder ihre Fähigkeiten zu entwickeln.

Ein häufiger Fallstrick: Bindung an eine Inhaltslizenz eines einzelnen Anbieters

Viele Unternehmen investieren in teure standortweite Inhaltslizenzen, deren Nutzung die Kosten jedoch nicht rechtfertigt. Natürlich hängt alles von Ihren Lernzielen und der jeweiligen Ressource ab. Im Allgemeinen leiden jedoch Nutzung, Lernerfolg und Engagement, wenn die Ressource, die Sie für alle erwerben, keine Personalisierung oder spezialisierten Inhalte zulässt.

Eine bessere Lösung

Statt in teure unternehmensweite Lösungen zu investieren, die nur bei einer hohen Nutzungsrate kosteneffizient sind, können Unternehmen ihre Ausgaben gezielt auf spezialisierte Inhalte und praxisbezogene Lernerlebnisse konzentrieren und diejenigen Mitarbeitenden einbinden, die durch den Aufbau neuer Skills den größten Einfluss auf Produktivität, Führung und Innovation haben. So konnte etwa Checkr, ein innovatives Unternehmen im Bereich Personalwesen, 50.000 US-Dollar einsparen, indem es seine unternehmensweite Inhaltslizenz kündigte und die Mitarbeitenden individuelle Lizenzen von einem Marktplatz für Lerninhalte beziehen ließ.

Lernbudgets jetzt intelligenter einsetzen durch klare Ausrichtung 

Es ist an der Zeit, Ihr Bildungsbudget auf den Prüfstand zu stellen. Stellen Sie fest, ob Sie die drei häufigsten Fehler bei der Ausrichtung Ihres aktuellen Budgets machen, und bringen Sie die Dinge wieder auf den richtigen Weg. Indem Sie diese Fehler fortan vermeiden, verschaffen Sie Ihrem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Denn Bildungsbudgets sind zwar immer knapper bemessen, zugleich aber auch geschäftskritischer als je zuvor.

Erfolgreich werden daher diejenigen sein, denen es gelingt, ihr knappes, aber wichtiges Bildungsbudget sinnvoll einzusetzen.

Und wenn die Entwicklung von Fähigkeiten Ihr Schwerpunkt ist, haben Sie Glück! Laden Sie unser kostenloses E-Book „Das Budget im Auge behalten: Skillentwicklung im Einklang mit Ihren Geschäftszielen“ herunter.

Sie möchten weitere Möglichkeiten kennenlernen, Ihr Bildungsprogramm zeitgemäß zu gestalten? Lesen Sie „5 Wege zu moderner Unterstützung bei Unterrichtsgebühren (von der alle profitieren!)“.