•   Article   •   6 mins

Die Unterschiede zwischen HCM, LMS und LXP verstehen

Das unglaubliche Wachstum des Marktes für Lerntechnologien, zunächst durch den digitalen Wandel angetrieben, wird durch eine neue Arbeitsrealität für Angestellte und Unternehmen nun noch weiter gefördert: Menschen müssen alternative Wege finden, um miteinander in Verbindung zu treten, während die Skillentwicklung auf die Unternehmensleistung abgestimmt werden muss.

Als Reaktion darauf ist der Markt für Lerntechnologien regelrecht explodiert und größer, spezialisierter und komplexer geworden. Dies ermöglicht es der Personal- und Organisationsentwicklung (oder L&D-Abteilung) in einem Unternehmen, Weiterentwicklungsansätze individueller zu gestalten.

Laut einer Studie von RedThread Research gibt es derzeit über 250 Anbieter für LXP- und LMS-Lerntechnologien auf dem Markt. Und so entstehen auch neue Bezeichnungen für Kategorien, deren Definitionen oft von denen abhängen, die sie formulieren: LEP, LXP, LMS, Skills Strategies, Knowledge Cloud oder sogar TXP. Nicht allen ist jedoch immer klar, was diese Begriffe eigentlich bedeuten.

Das Angebot zahlreicher Anbieter umfasst dabei neue Bereiche, die in der Vergangenheit nicht einmal als Lernmethoden anerkannt waren, wie Mentoring, Leistungsverfolgung und Teilen von Inhalten. Etablierte HCM-Systeme, die Lernangebote bisher nicht integriert hatten, bieten nun plötzlich „Skills Clouds“ und „Skills-Input/Output“ oder sogar Talentmärkte neben der Lohnabrechnung, Arbeitszeiterfassung, Anwesenheitskontrolle und Verwaltung der Sozialleistungen an.

Das ist selbst für einen erfahrenen IT-Experten schnell zu viel, ganz zu schweigen von Lernexpertinnen und -experten.


Eine Möglichkeit, sich in diesem Angebotslabyrinth zurechtzufinden, ist es, sich Lerntechnologien als Verkehrsmittel vorzustellen. Flugzeuge, Züge und Autos können Sie allesamt von A nach B transportieren – jedoch alle auf unterschiedliche Art und Weise. Die beste Transportvariante für eine Reise hängt vor allem von Ihren individuellen Transportbedürfnissen ab. Nur weil es ein Verkehrsmittel gibt und es technisch möglich ist, muss es trotzdem nicht die richtige Option für Sie sein. Gleiches gilt für HCM, LXP und LMS.

HCM-Systeme sind wie Flugzeuge

Flugzeuge fliegen zwischen nationalen und internationalen Standorten hin und her. Mit ihnen lässt sich sehr effektiv eine große Gruppe an Menschen in einer relativ kurzen Zeitspanne über eine große Distanz transportieren. Sie sind sehr leistungsstark und für ihren sicheren Betrieb ist ein spezielles Training notwendig. Hinzu kommt, dass es nicht viele Flughäfen gibt, die von den Fluggästen zu Fuß erreicht werden können. Also benötigen sie immer noch ein Auto oder einen Zug, um die Verbindungswege zu überbrücken und zu ihrem Ziel zu gelangen.

HCM steht für Humankapitalmanagement. Die Betonung liegt hierbei auf Management. Ein HCM dient dem Management von unternehmenswichtigen HR-Aufgaben wie Lohnabrechnung, Verwaltung von Sozialleistungen, Arbeitszeiterfassung und Anwesenheitskontrolle – und teilweise auch Leistungsmessung und Compliance-Training. Ein HCM verwaltet diese Prozesse und bietet Beschäftigten anpassbare Universallösungen. Und so wie der Flugverkehr nicht darauf ausgerichtet ist, jeden Passagier einzeln an seinen Zielort zu bringen, ist ein HCM nicht dafür konzipiert, personalisierte Services für Angestellte zu leisten.

Professionelle und fachliche Weiterentwicklung lassen sich im Vergleich zu HR-Verwaltungsaufgaben nicht in eine Einheitslösung pressen. Wirksame professionelle Weiterbildung und Skillentwicklung erfordern ein wesentlich genaueres Verkehrsmittel. Eine vor kurzem durchgeführte Fosway-Studie kam zu dem Schluss, dass fast 70 % der Teilnehmenden ihre HR-Systeme als nicht angemessen für ein modernes Arbeitsumfeld halten. „Bessere Arbeitserfahrungen werden vor allem durch Künstliche Intelligenz (KI), personalisierte Lösungen und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung für neue Erfolgsmodelle geschaffen. Diese sind in den Standardlösungen nicht verfügbar“, so Fosway.

LMS sind wie Züge

Auch Züge transportieren große Gruppen von Menschen auf einer vorher festgelegten Strecke zu fixen Fahrzeiten. Züge erfordern jedoch weniger Sicherheitskontrollen und Wartung als Flugzeuge. Sie können kleinere Standorte effektiver anfahren und sind ein effizientes Transportmittel über kürzere Strecken – wie innerhalb von Städten. Doch auch sie müssen von professionellen Fachkräften betrieben werden.  

Mit Lernmanagementsystemen (LMS) können Lernadministratoren formelle Schulungen für Mitarbeitende erstellen und durchführen. Dies umfasst auch Onboarding sowie interne und von Ausbilder:innen geleitete Schulungen. Aufgaben wie Kurseinschreibung, Seminarraumplanung und herkömmliche Online-Kursformate wie SCORM und xAPI, auf Lernkurse abgestimmte Assessments und Berichterstellung gehören auch dazu. Einige dieser Elemente erinnern an HCM-Funktionen, doch LMS sind speziell auf die Anforderungen des Lernmanagements abgestimmt und somit detaillierter in ihrer Ausgestaltung – wie zum Beispiel die Verwaltung komplexer Zertifizierungsprozesse. 

Als eine von Administratoren verwaltete Plattform liegt die Stärke von LMS vor allem in der Durchführung von Lerninitiativen, die von oben angeordnet und geplant werden. Ebenso wie eine Zuggesellschaft die Fahrstrecken und Haltestellen für die Fahrgäste festlegt, können Lernadministratoren mit einem LMS die Lerninhalte für die Beschäftigten erstellen und auswählen.

LXPs sind wie Autos

Mit Autos können Einzelpersonen und Familien ihre ganz persönlichen Transportanforderungen erfüllen. Sie können dorthin fahren, wo sie hin wollen, wann sie wollen und so schnell sie wollen. Ähnlich wie bei einem Auto haben Menschen mit einer LXP die Wahl, was, wann und wo sie lernen wollen.

Dabei geht es nicht so sehr um die Vereinfachung der Aufgaben eines Administrators, sondern vielmehr darum, die Lernerfahrung und Skillentwicklung für Endandwender:innen – Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte, Teamleitung und Führungskräfte – interessanter und produktiver zu gestalten. Oder in anderen Worten: Eine Organisation verwaltet das Lernen mit einem LMS und ermöglicht das Lernen mit einer LXP. 

Eine LXP vereint formelle und informelle Ressourcen in einem einheitlichen, nachverfolgbaren Lernsystem. Informelle Lerninhalte sind zum Beispiel Artikel, Blogs, Webinare, Bücher, Podcasts oder Onlinevideos. Studien wie unser Bericht Weiterbildung der Beschäftigten heute zeigen, dass die meisten Lernprozesse in einem Unternehmen direkt während der Arbeit stattfinden. Die LXP kann alle Lernprozesse einer Person erfassen, messen und gestalten und diese dann mit arbeitsrelevanten Skills zusammenführen. Zudem kann sie Lerninhalte innerhalb von Lernpfaden oder Plänen vorschlagen, die die Lernenden bei der Erlangung von bestimmten Skills unterstützen, die sie für neue Rollen innerhalb ihrer Organisationen benötigen.

Josh Bersin über die Auswirkungen von LXP auf den Markt für Lerntechnologien: „Die LXP ist die Lernplattform der Zukunft und die Investitionen in diese Plattform nehmen exponentiell zu.“

So gestalten Sie einheitliche Lerntechnologien

Man erkennt schnell, dass HCM, LXP und LMS im richtigen Zusammenspiel zu einer umfassenden Lernlösung für Unternehmen kombiniert werden können. Während das LMS strukturierte Lerninhalte bietet und das HCM das Lernen mit der Talentakquise und dem Leistungsmanagement verbindet, verknüpft die LXP alle Lernvorgänge, inklusive selbstständiges, informelles Lernen, mit gefragten Skills und beruflicher Weiterentwicklung. 

Basierend auf einer Studie von RedThread Research kann der L&D-Bereich sechs Bestandteile einer Lernerfahrung unterstützen: Planen, Entdecken, Nutzen, Experimentieren, Verbinden und Leistung erbringen. Es gibt dabei nur zwei Hauptverwaltungsfunktionen: Erstellen und Verwalten (die sich immer stärker annähern, da die Kuration zur gängigen Praxis wird) und Analysieren.

Jede Aktivität umfasst eine Reihe von Funktionen, die auf die Aktivität abgestimmt sind. Während die sechs Aktivitäten einer Lernerfahrung alle vorhanden sein müssen, können die einzelnen spezifischen Funktionen entsprechend den individuellen Anforderungen der Organisation variieren. Die Studie weist dementsprechend darauf hin, dass nicht alle 30 Funktionen in diesem Rahmen enthalten sein müssen – vielmehr soll er als Ausgangspunkt für die Gestaltung eines idealen Lernökosystems dienen.

Vorteile aus der Verbindung von LXP und LMS

Ihr LMS bietet zahlreiche nützliche Funktionen, die unter den Lernenden viel zu wenig bekannt sind. Eine gute LXP löst dieses Problem und vereint formelle Compliance-basierte Ressourcen mit informellen Ressourcen auf einer einzelnen, zentralen Plattform. Inhalte aus Ihrem LMS werden zusammen mit informellen kuratierten Lerninhalten aus Artikeln, Videos und anderen von Lernenden geschaffenen Inhalten aufgeführt. Da die LXP im LMS erstellte Inhalte auf einer für die tägliche Nutzung konzipierten Plattform präsentiert, wird die Sichtbarkeit und Reichweite von LMS-Inhalten für Beschäftigte erhöht. Degreed-Kunden konnten so einen deutlichen Anstieg der Interaktionen mit LMS-Inhalten verzeichnen.

LXP und LMS zusammen: mehr Kontrolle, Strategie und Interaktion

  • Lernkontrolle. Eine LXP ermöglicht Beschäftigten und Führungskräften ein hohes Maß an Flexibilität, Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit – so gestalten sie individuelle Lernpfade, die perfekt auf ihre Lernanforderungen und -stile zugeschnitten sind.
  • Ganzheitliche Inhaltsstrategie. Mitarbeitende wissen genau über die Quellen der ihnen zur Verfügung stehenden Lerninhalte Bescheid.
  • Kontinuierlicher Lernansatz. Menschen wollen nicht nur das lernen, was ihnen heute dient, sondern auch das, was ihnen im Laufe ihrer Karriere und ihrer professionellen Weiterentwicklung nutzen kann. Die LXP kann diese beiden Bedürfnisse ganz individuell ausbalancieren, indem ihre Nutzer:innen einen personalisierten Lernpfad entwickeln, mit dem sie kurz-, mittel- und langfristige Ziele erreichen können. 
  • Lernerfolge. Es kann schwierig sein, die Lernfortschritte und -erfolge von Beschäftigten nur mit einem LMS einzuschätzen. Durch eine LXP kann die Brücke vom Lernen zur erfolgreichen Aneignung einer neuen Kompetenz geschlagen werden, indem Sie einen genauen Einblick in die Lernfortschritte ihrer Beschäftigten erhalten und die direkte Auswirkung auf ihre Fähigkeiten und Skillsets sehen.

Sie möchten mehr erfahren?

Laden Sie „Weiterbildung der Beschäftigten heute“ herunter und lernen Sie 15 Punkte kennen, mit denen Sie eine positive Lernkultur in Ihrer Organisation verankern und Lernen zur einer Priorität machen können.

Noch Fragen? Wir haben die Antworten! Kontaktieren Sie noch heute Degreed.